Neuer Affront aus Hannover gegenüber Braunschweig

Medizincampus gehört an das größte Klinikum der Region - Kritik wegen „Schlafmützigkeit“ der in Braunschweig handelnden Personen - Neuer OB muss sich unverzüglich für Einbindung in weitere Entwicklung einsetzen

Für das Städtische Klinikum Braunschweig, dem einzigen Maximalversorger in der Region, und seine Reputation ist die Mitteilung, dass die Universitätsmedizin Göttingen vom Jahr 2023 an 60 Medizinstudierende am Klinikum Wolfsburg ausbilden will, aus unserer Sicht ein herber Rückschlag. Wir erwarten nun vom neugewählten Braunschweiger Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD), dass dieser seine, wie er im Wahlkampf vielfach bekundet hat, exzellenten Beziehungen zur SPD-geführten Landesregierung nutzt, um eine Einbindung Braunschweigs in die weitere Entwicklung zu erreichen.

Wir erwarten eine bessere Einbindung Braunschweigs bei der Etablierung der Uni-Medizin in unserer RegionWir erwarten eine bessere Einbindung Braunschweigs bei der Etablierung der Uni-Medizin in unserer Region

„Die Tatsache, dass selbst Oberbürgermeister Markurth von der Entwicklung überrascht wurde, zeigt uns, dass es offenbar doch nicht so weit her ist mit den guten Kontakten in die Landesregierung nach Hannover“, kritisiert unser Fraktionsvorsitzender Thorsten Köster fehlende Intensität und Nachdruck bei den Gesprächen um die Ansiedlung von Studienplätzen am Städtischen Klinikum. Diese sind aber immens wichtig, um den Förderanteil des Landes Niedersachsen an zukünftigen Baumaßnahmen zu erhöhen und somit eine auskömmliche Finanzierung sicherzustellen. Bei der aktuell anstehenden Umsetzung des Zwei-Standorte-Konzepts ist dieses nicht gegeben und ein Großteil der Kredite muss vom Städtischen Klinikum selbständig – unter Bürgschaft der Stadt Braunschweig – refinanziert werden. Ein Umstand, den wir seit langem kritisieren.

Aus unserer Sicht sei es schon erstaunlich, mit welch warmen Worten Ministerpräsident Stephan Weil Ulrich Markurth bei dessen Verabschiedung am vergangenen Samstag gelobt habe, aber die Administration in Hannover es nicht für nötig hielt, die Stadt Braunschweig über die aktuelle Entwicklung zu informieren.

„Aus unserer Sicht ist die Entwicklung einerseits politischem Versagen der in Braunschweig handelnden Personen, das offenbar an Schlafmützigkeit grenzt, geschuldet und andererseits auch ein Affront aus Hannover gegenüber Braunschweig. Nach jahrelangen Gesprächen hätte es sich gehört, dass Braunschweig in die Entwicklung eingebunden wird. Im Übrigen bleibt auch aus regionaler Sicht ein bitterer Beigeschmack. Gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Region Braunschweig-Wolfsburg müsste anders aussehen. Bei diesem Thema ist ganz offensichtlich der überwunden geglaubte Konkurrenzkampf wieder Triebfeder gewesen“, meint Thorsten Köster.

Aus medizinischer Sicht sei eine Kooperation mit dem Städtischen Klinikum Braunschweig für die Ausbildung zusätzlicher Ärzte in Niedersachsen die deutlich bessere Lösung und eigentlich logisch gewesen. „Es ist mir schleierhaft, wieso der größte kommunale Großversorger bei der Ausbildung außen vor bleibt, aber ein deutlich kleineres und bei weitem nicht so breit interdisziplinär aufgestelltes Krankenhaus den Zuschlag erhält. Medizinische Gründe können das ja wohl nicht sein“, sagt unser Vorsitzender Thorsten Köster.

Jetzt müsse der neugewählte Oberbürgermeister Kornblum die Rolle des Städtischen Klinikums schleunigst stärken. Ziel müsse sein, so Köster, Braunschweig als Universitätsstandort für Medizin im Sinne der Patientinnen und Patienten in Niedersachsen zu etablieren. „Wir erwarten, dass Kornblum bereits in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit aktiv wird“, fordert der Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt.